Labordiagnostische Möglichkeiten zur Früherkennung
Darmkrebs ist eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland, mit etwa 60.000 Neuerkrankungen pro Jahr und einer relativen Überlebensrate von 63 % nach 5 Jahren. Eine frühzeitige Erkennung ist entscheidend, da die Behandlung im frühen Stadium eine gute Prognose bietet.
Seit dem 1. April 2017 können Patienten ab dem 50. Lebensjahr einen immunologischen Test zur Früherkennung von Darmkrebs nutzen. Kassenpatienten zwischen 50 und 55 Jahren haben einmal im Jahr Anspruch auf diesen Test, ab 55 Jahren alle 2 Jahre. Bei einem positiven Befund im Stuhltest wird eine Darmspiegelung zur weiteren Abklärung durchgeführt. Eine Studie aus dem Jahr 2018 hat gezeigt, dass ein neuer molekulargenetischer Stuhltest mit einer hohen Sensitivität und Spezifität verfügbar ist. Dieser Test kann Tumorzellen schon entdecken, bevor der Tumor sichtbar ist.
Mehr als 90% aller Darmkrebsfälle entstehen aus gutartigen Adenomen, die sich im Durchschnitt innerhalb von 10-15 Jahren zu bösartigen Tumoren entwickeln. Die Diagnose erfolgt oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium der Krankheit, obwohl Tumorblutungen bereits lange vor sichtbaren Symptomen auftreten können. Zur Früherkennung werden daher schon seit vielen Jahren Tests auf diese versteckten Blutungen als Screening-Methode für Menschen ohne Symptome durchgeführt. Durch solche Früherkennungsmaßnahmen können bösartige Erkrankungen diagnostiziert werden, bevor Symptome auftreten, was als sekundäre Prävention bezeichnet wird.
Hämoglobin
Hämoglobin ist ein Protein im Blut, das Sauerstoff transportiert. Der immunologische quantitative Test (iFOBT) basiert auf einem Test, der Antikörper gegen den Globin-Teil des Hämoglobins verwendet. Im Vergleich zum alten Guajak-Test hat dieser Test eine Sensitivität und Spezifität, die mehr als doppelt so hoch sind. Die Sensitivität variiert je nach Stadium des Tumors zwischen 38-88 % und die Spezifität beträgt 91%.
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für den immunologischen Test (iFOBT) zur Früherkennung von Krebs gemäß den Richtlinien für die Krebsfrüherkennung. Hausärzte, Chirurgen, Gynäkologen, Internisten, Hautärzte und Urologen können diesen Test über die GOP 01737 (57 Punkte, 6 Euro) abrechnen. Dies beinhaltet die Bereitstellung, Rücknahme und Weiterleitung des Stuhlproben-Entnahmesystems sowie die Beratung des Patienten im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung.
Für die diagnostische Untersuchung auf Hämoglobin im Stuhl sind die Kosten für die Entnahme, den Transport ins Labor und die Weiterleitung wie gewohnt durch die Versichertengelder abgedeckt. Generell können Kassenpatienten ab dem 50. Lebensjahr die Kosten für diese jährliche Untersuchung erstattet bekommen. Ab dem 55. Lebensjahr wird die Untersuchung alle 2 Jahre als Alternative zur Koloskopie erstattet.
Isoenzym Typ M2 der Pyruvatkinase
Das Isoenzym Typ M2 der Pyruvatkinase, kurz M2-PK genannt, zeigt eine erhöhte Aktivität in Tumorzellen im Vergleich zu gesunden Zellen. Normalerweise ist M2-PK nur in der Lunge vorhanden, aber in Tumoren anderer Organe wird dies überproduziert. Diese Überproduktion wurde in verschiedenen Tumorarten wie Lungen-, Brust-, Nieren-, Prostata-, Hoden-, Magen-, Darm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs festgestellt.
Die Messung der M2-PK im Stuhl ist unabhängig von Blutungen, was bedeutet, dass sowohl blutende als auch nicht blutende Polypen oder Darmtumore erkannt werden können. Studien haben gezeigt, dass die Untersuchung der M2-PK im Stuhl sensitiver und spezifischer für die Früherkennung von Tumoren, Darmadenomen und Polypen ist im Vergleich zu einem Test auf okkultes Blut. Darüber hinaus kann der Test auch entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn erkennen, die das Risiko für Darmkrebs erhöhen.
Calprotectin
Calprotectin ist ein Protein, das Calcium bindet und von bestimmten weißen Blutzellen gebildet wird. Man kennt noch nicht genau seine biologische Bedeutung. Calprotectin bindet an Zink und Calcium und hat eine antibakterielle Wirkung, indem es Enzyme von Bakterien inaktiviert. Bei Entzündungen und Tumoren im Darm gelangen vermehrt weiße Blutzellen in den Darm, wo Calprotectin freigesetzt wird. Calprotectin kann sowohl blutende als auch nicht-blutende Polypen und Darmkrebs sowie chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn nachweisen.
Sie können alle erforderlichen Parameter für die Früherkennung von Darmkrebs im Rahmen des Sensitiven Kombinationstests anfordern, um eine umfassende Abklärung zu erhalten.
ColoAlert
Der ColoAlert Gentest kombiniert einen gendiagnostischen Test auf humane DNA, KRAS- und BRAF-Genmutationen mit einem iFOBT (immunologischer fäkaler okkultbluttest). Mit diesem Stuhltest können Veränderungen in der DNA nachgewiesen werden, die zur Bildung von Darmtumoren führen, noch bevor diese durch Endoskopie sichtbar sind oder Symptome auftreten.
Studien haben gezeigt, dass ColoAlert im Vergleich zu herkömmlichen Okkultbluttests 60 % weniger Darmkrebsfälle übersieht, insbesondere in der Frühphase der Erkrankung. Klinische Studien betonen zudem den Nutzen gendiagnostischer Analysen, die sowohl Tumor-DNA als auch okkultes Blut nachweisen. Diese Tests weisen eine hohe Sensitivität von 85-90 % und eine Spezifität von 92-95 % auf.
ColoAlert Plus
Der ColoAlert Plus ist ein gendiagnostischer Test, der zusätzlich zur Identifizierung von genetischen Veränderungen im Stuhl auch eine immunologische Untersuchung auf den Hämoglobin-Haptoglobin-Komplex durchführt. Dieser Komplex ist während der Verdauung stabiler und macht die Detektion von okkultem Blut empfindlicher.
Zusammenfassend ist es wichtig zu wissen, dass keiner der vorhandenen Stuhltests die Darmspiegelung zur Krebsvorsorge komplett ersetzen kann. Bei einem positiven Testergebnis wird der Arzt in der Regel eine Darmspiegelung durchführen, um die Diagnose zu bestätigen. Für Personen, die keine Darmspiegelung ohne konkreten Grund machen möchten, ist der ColoAlert Plus derzeit die sensibelste Alternative.